Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen
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Andachten

Wort zum Wochenende

20.11.2025

Von der Traurigkeit

Am Sonntag ist Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt. In vielen Gottesdiensten denken wir an die Verstorbenen aus dem letzten Jahr. Und auch an die Menschen, die uns schon länger fehlen. Mancherorts spielen die Posaunenchöre auf den Friedhöfen. Oft wird in den Gottesdiensten für jeden Verstorbenen eine Kerze angezündet. Oder die Kirche ist eine Zeit lang geöffnet und man kann das selber tun. Dann leuchten da lauter Lichter für all die Menschen, die uns fehlen.

Manchmal geht es mir so, dass mich die Lichter und die Lieder an diesem Tag erst so richtig traurig machen. Weil die Kerzen und die Musik so schön und so traurig zugleich sind. Weil ich dann wirklich mal einen Moment innehalte, hinhöre, hinschaue und vor allen Dingen hinfühle auf das Vermissen und die Traurigkeit. Im Alltag geht das nicht immer und das ist ok so, sonst käme ich wahrscheinlich gar nicht mehr klar, wenn ich ständig traurig bin. Deshalb finde ich es gut, dass es diesen Sonntag gibt, der für das Vermissen und die Traurigkeit reserviert ist. Einen Tag, an dem ich die Traurigkeit, weil liebe Menschen nicht mehr da sind, nicht verscheuchen muss, um zu funktionieren. Einen Tag, an dem es ok ist, wenn das Schöne (Kerzen, Musik, Erinnerungen…) mich traurig stimmt.  

Ich habe dazu ein Bild der Künstlerin Melanie Garanin vor Augen. Nach einem schlimmen Verlust hat sie angefangen, Tiere zu zeichnen, die eine Kerze tragen. Kerzentiere hat sie die genannt. Eines davon ist ein Rotkehlchen. Ein kleines Vögelchen, das auf seinem Schnabel eine leuchtende Kerze balanciert. „Ich mache die Traurigkeit nicht weg. Nur schöner“, steht darunter.

Ich finde das trifft es sehr gut. Unsere Gottesdienste am Ewigkeitssonntag mit Musik und Kerzen oder die Posaunen auf dem Friedhof machen die Traurigkeit auch nicht weg. Das sollen sie gar nicht. Sie geben ihr Raum, sie machen sie schöner für diesen Moment. Wir schauen und hören und fühlen. Und dann gehen wir hoffentlich gestärkt weiter. 

Gott behüte Sie in Ihrem Erinnern und Vermissen,

Theresa Hauser

Pfarrerin im Bereich Greußen-Großenehrich

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