Superintendentin Steffi Wiegleb
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Andachten
Wort zum Wochenende
20.09.2025
In eine andere Welt eintauchen
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Bei mir war es ein Buch über die Geschichte des Strafvollzugs in der Bundesrepublik Deutschland. Und welches Buch lesen Sie im Moment? Bei mir ist es ein Roman, der den wahren Lebenslauf Adolf Hitlers mit einem fiktiven Lebenslauf kombiniert, wenn er als junger Mann an der Wiener Kunstakademie angenommen worden wäre. Sie sehen: zwei gänzlich unterschiedliche Werke, die meinen Fokus bekommen haben.
Auch einige der in der JVA untergebrachten Männer entdecken in der Zeit ihrer Inhaftierung das Lesen wieder für sich. Sie können von einer großen Breite von Werken der Anstaltsbibliothek profitieren: vom Strafgesetzbuch zur juristischen Information bis hin zum neuesten Roman von Dan Brown. Erstes hilft, um in der aktuellen Lebenssituation den Überblick zu behalten, wenn zum Beispiel der Gerichtsprozess ansteht. Letzteres schafft das, was Mark Twain einmal so schön formuliert hat: „Bücher sind für Leute, die sich wünschen, woanders zu sein.“
Einmal in eine andere Welt eintauchen; die Vergangenheit oder gar die Zukunft entdecken; sich in Fantasien verlieren. Bücher sind wichtig, um Träume aufrechtzuerhalten – hier drinnen wie draußen. Bücher können aber auch neue Hoffnungen wecken. Ganz realistisch, indem man die Vollzüge des Lebens verstehen lernt. Aber auch ganz fiktiv im besten Sinne, indem man sich das Leben einfach anders vorstellt, als es ist.
Meine ganz eigenen Hoffnungen ziehe ich auch aus einem Buch: der Bibel. Manche mögen diese innersten Wünsche als fiktiv abtun. Für mich ist das Vertrauen auf Gott, von dem in der Bibel die Rede ist, ganz realistisch. Dabei kombiniert die Bibel beides: pragmatische Tipps für das alltägliche Leben, aber auch fantasievolle Gedanken über eine bessere Welt. Herzliche Einladung zum Mitlesen!
Ihr Helfried Maas, Gefängnisseelsorger in der JVA Arnstadt
