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01.03.2025
Lachen Sie mal wieder --- über sich selbst.
Eine Frau steht morgens lange vor dem Spiegel und stellt fest: „O wie bin ich schön!“ Da kommt ihr in den Sinn, daß dieser Gedanke vielleicht eine Sünde sein könnte. Folglich geht sie zu einem Pfarrer und fragt nach, ob dieser Gedanke eine Sünde sein könnte. Der Pfarrer überlegt lange und sagt schließlich: „Nein, Irrtum ist keine Sünde.“
Ein schöner Witz für eine Büttenpredigt! Das gibt es doch gar nicht?! In der Kirche wird nicht gelacht! - Irrtum! Auch Lachen ist keine Sünde!
Der Mensch ist ein Geschöpf, das nicht nur arbeitet und denkt, sondern auch singt, tanzt, betet und feiert. Der Fasching ist so etwas wie eine Auferstehung von dem, was den Menschen ausmacht. Unsere Dummheiten werden auf eine sehr liebenswerte und fantasievolle Weise entlarvt. Ein Narr weigert sich, die Welt so hinzunehmen, wie sie ist. Er lacht über diejenigen, die ewig jung und schön sein wollen, menschliche Katastrophen verursachen und Kriege anstiften, und nimmt ihnen so ihre Macht. Merkwürdig ist es, dass christlicher Glaube scheinbar durch so viele Jahre hindurch das Empfinden für das Komische verloren hat. Dabei ist das Gelächter ein Helfer auf dem Weg der Hoffnung. Das Fest der Narren ist da ein Geschenk, das unsere Augen öffnet. Mein Humor stellt fest, wie wenig alles Irdische und Menschliche den Maßstäben Gottes entspricht. Der Sinn fürs Komische ist der Bibel keineswegs fremd. Zwar sagen andere: Es gibt an der Bibel nichts Komisches. Aber darüber möchte ich lachen.
Gott selbst „lacht über den Bösen“, so sagt es ein Psalm. Als die greise Sara ihren Sohn Isaak zur Welt bringt, nennt sie ihn „Gelächter“, weil in ihrem Alter ein Kind zu kriegen, einfach ein Witz ist. Und man stellt sich die Frage: Warum erkennen wir nicht in Jesus den, der das Lachen wieder bringt, der Zuversicht und Freude zu denen bringt, die sonst nichts zu lachen hatten?
Gleich dem Clown kann der Glaubende sich über die eigene Lächerlichkeit lustig machen. Der Fasching lädt uns dazu ein: Er lässt uns über unsere Erfolge, über unsere Ängste wie über unseren Kleinglauben lachen. Und wer nicht mehr lacht, hat aufgehört, Mensch zu sein.
Deshalb: Feiern Sie mit! Lachen sie über eine Büttenpredigt in der Kirche! Denn christlicher Glaube rechnet mit einer Hoffnung, über die viele lachen, die aber kein Witz ist, dass nämlich der Mensch am Ende der Zeit zu einem heiteren Fest eingeladen ist, wo Lachen erklingt und der Tanz gerade angefangen hat.
Superintendentin Steffi Wiegleb