Newsletter 139

30/2017

Einführung in Obermehler

Am 24. September findet um 14 Uhr die Einführung der ordinierten Gemeindepädagogin Viktoria Rode durch Superintendent Kristóf Bálint in Obermehler statt. Den Abendmahlsgottesdienst halten Pfarrer Reim, ordinierte Gemeindepädagogin Rode und Superintendent Bálint gemeinsam.


Frau Rode nimmt seit 01. September zwei halbe Dienstaufträge im Kirchenkreis war. Zum einen bekleidet sie die 50%ige Stelle für Religionsunterricht im Kirchenkreis. Im Rahmen der anderen Teilstelle wird sie zu 50 % die begonnene Familienarbeit im Kirchenkreis fortführen und vorantreiben. Beide Teilstellen sind Stellen für den gesamten Kirchenkreis, weshalb auch der gesamte Kirchenkreis zur Einführung herzlich eingeladen ist. Nach dem Gottesdienst gibt es noch die Möglichkeit zu gemeinsamem Gesprächen bei Kaffee und Kuchen am/im Pfarrhaus, zu dem die Kirchengemeinde Obermehler einlädt. Herzlich Willkommen!

 

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Konzert mit Ansage

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Reformator, Erzteufel oder Protokommunist.

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Gottesdienst der Nationen zu interkulturellen Woche

Am Sonntag, 17. September fand in der wunderschön geschmückten Trinitatiskirche Sondershausen der Gottesdienst zur interkulturellen Woche statt. Schon zu Beginn konnte man in zehn verschiedenen Sprachen die Begrüßung hören.

Es waren sehr viele Menschen unterschiedlichster Herkunft am Gelingen dieses bunten und fröhlichen Gottesdienstes beteiligt. Das Thema war „Keine Angst mehr haben“. Dazu hat der Kirchenkreissozialarbeiter Michael Göpfert zusammen mit Jugendlichen eine Straßenumfrage gemacht, und daraus ein ansprechendes Intro-Video gestaltet.
Eine Gruppe von vietnamesischen Frauen führte einen traditionellen Tanz auf.

Pfarrer Wegner zeigte in seiner Kurzpredigt, wie Ängste überwunden werden können. Kinder beteten gemeinsam mit der Gemeinde den 23. Psalm und Kantor Fauß gestaltete die gemeinsame Stunde musikalisch sehr ansprechend.
Zum Schluss stiegen weiße Tauben in einen eher grauen Himmel auf.

Fast alle Gottesdienst Besucher blieben noch bei leckerem Kuchen und Würstchen im Trinitatissaal zu einem interkulturellen Kaffeetrinken zusammen.

 

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Der Denkzettel (Substantiv, maskulin)

In der Luzerner Zeitung vom 04. September stand ein von Christoph Reichmuth verfasster Artikel zu lesen, in dem es um die Situation in Schlotheim und Obermehler sowie der dortigen Flüchtlingsunterkunft ging. Ein mit Horst Schäfer benannter Bürger des Ortes wird eingangs mit der Aussage zitiert „70 Prozent werden hier die AfD wählen, da können Sie sicher sein.“
Wenig später kommt SPD-Stadtrat Holger Koch zu Wort mit dem Satz: „Die Etablierten brauchen am 24. September einen Denkzettel, sonst wursteln sie weiter wie bisher.“ So weit, so ungut.

Kirche ist dort mit den Kirchengemeinden Schlotheim und Großmehlra sowie dem Diakonieträger Novalis und dem ebenfalls dargestellten Begegnungscafé präsent und um Lösungen befleißigt. Sehr differenziert und um Ausgleich bemüht wird der Pfarrer von Schlotheim, Frank Freudenberg, zitiert, der die Gesamtsituation sehr prononciert in Worte fasst.

Ungut nenne ich die Situation vor Ort, die mir aus eigenem Augenschein bekannt ist. Es ist die Crux bei einer zentralen Unterbringung wie im Unstrut-Hainich-Landkreis, dass „das Fremde“ allein ob seiner „Masse“ als bedrohlicher erlebt wird. In Situationen, in denen uns Einzelpersonen bei dezentraler Unterbringung, wie z.B. im Kyffhäuserlandkreis, gegenübertreten, wirkt der Einzelne nicht ansatzweise so bedrohlich, weil als Individuum und nicht als „Masse“ wahrgenommen. Die dem Problem zugrundeliegenden Gründe, wurden ja gestern in der Tagespresse mit der Antwort von Landrat Zanker auf die Vorhaltungen des Bundestagsabgeordneten Hirte bekannt, wenn auch nicht zufriedenstellend erklärt.

Die im Artikel behaupteten Denkverbote wären ebenfalls beklagenswert, wenn sie stimmten. Dass eine Analogie zu DDR-Zeiten berechtigt ist, bezweifle ich stark. Ich vermute, dass die angeführten Personen in DDR-Zeiten längst im Gefängnis eingesessen hätten, wenn Sie in dieser Weise „im Westen“ zitiert worden wären. Diese Vergleiche hinken nicht nur, sie verbieten sich, denn sie verharmlosen die DDR-Zeit, in der wegen weitaus weniger problematischen Aussagen Jugendliche und Erwachsene ins Gefängnis geworfen wurden, wie uns z.B. die „Greußener Jungs“ von 1945/46 lehren.

Solche Vergleiche mögen wegen ihrer historisch kurzen Erinnerungsphase naheliegen und auch den Beifall der Umstehenden eintragen, aber sie sind substanzlos und populistisch, ohne jeglichen MehrWert. Dabei liegt die Betonung auf Wert, denn von Werten wird ja immer gesprochen, wenn hier „deutsche Werte“ verteidigt werden, eine „deutsche Leitkultur“ o.a.

Wie viele der deutschen Werte, der deutschen Kultur werden denn heute von Ihren vorgeblichen Verteidigern selbst gelebt? Ist es nicht so, dass gerade „das Andere“ uns in Frage stellt und wir dadurch merken, dass wir unser eigenes christlich-abendländisches Fundament selbst zerbröselt haben? Wer selbst fest im Glauben an GOTT gründet, braucht vor einem anderen (Un-)Glauben keine Angst zu haben. Doch woran glauben Sie und ich? Was gibt uns Halt?

Sorge an dem, sich sehr aufmerksam von außen (der Schweiz) an die Situation herantastenden Artikel macht mir die Aussage des Politikers. Nicht, weil ich einer Partei nahe stünde oder für eine Partei Werbung machte, sondern weil sie Ausdruck einer von mir wahrgenommenen Grundstimmung in Deutschland ist, die sich fatal für unser Land auswirken kann.

„Die Etablierten brauchen am 24. September einen Denkzettel, sonst wursteln sie weiter wie bisher.“ Das Wort Denkzettel bezeichnet eine Strafe, die zum Nachdenken bringen soll oder eine unangenehme Erfahrung, die zum Nachdenken bringt, etwas nicht mehr zu tun, was ihm/ihr schadet.

Ursprünglich war Denkzettel ganz wörtlich zu verstehen. Schon in den ersten Schulen allhier, die allesamt christlich waren („Leitkultur“), gab es eine unchristliche Tradition. Wenn ein Schüler einen Fehler machte, wurde ihm ein Schild mit der/den Verfehlung/en um den Hals gehängt und er damit beschämt. Das war der Denkzettel; Erziehung durch Beschämung. Vergleichbares gab es mit einer Eselsmaske, die Schüler aufsetzen mussten, wenn Sie Fehler begangen hatten. Zuweilen kam auch ein Rohrstock als „Denkzettel“ auf Gesäß oder Fingerspitzen zum Einsatz.

Umgangssprachlich ist heute damit eine Abkanzlung, Abmahnung, Lektion, Schelte, Abreibung, Anschiss oder Standpauke gemeint.

Nun wird der Denkzettel, der all diese Bedeutungsnuancen hat, für die etablierten Parteien gefordert. Es gereicht Herrn Koch zur Ehre, dass er damit auch seine eigene Partei ins Gericht nimmt, denn die ist auch etabliert und damit wohl mitgemeint. Doch wer sollte es dann besser machen? Wer ist nicht etabliert? Und vor allem, wer wäre der Adressat eines solchen Denkzettels?

Wenn ich auf die, eingangs von Herrn Schäfer zitierte Partei schaue, dann haben wir seit wenigen Jahren die Möglichkeit, ihre Botschaft zu hören und ihre Taten zu sehen. Im Nachbarland Sachsen-Anhalt können wir sogar ihr parlamentarische Fähigkeit beobachten.

Was könnte sie als Nichtetablierte anders machen? Flucht verhindern? Mit welchen Mitteln, die bisher schon probiert wurden, gelänge es ihr besser? Welche rechtsstaatlichen Mittel gäbe es darüber hinaus, die die anderen Parteien nicht anwenden? Eine andere Partei als die oben zitierte will die Luft aus den Booten lassen. Ist das wohlmöglich ein verkappter, hier jedoch symbolischer Aufruf zu einer Straftat?

Ich sehe, dass die Herausforderungen außerordentlich, womöglich epochal sind. Wanderungsströme gab es immer und zu allen Zeiten. An einigen der Gründe dafür sind wir durch unser(en) Leben(sstil) mitverantwortlich. Wer so lebt, dass die Ressourcen ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit ausgebeutet werden, schafft Fluchtgründe. Wer behauptet, dass es einen nachweisbar von Menschen gemachten Klimawandel nicht gibt und „weiterwurstelt“ wie bisher, so dass riesige Gebiete unbewohnbar werden (weil nicht beregnet und damit ohne Chance auf Anbau von Nahrung), der schafft sich selbst Flüchtlingsströme. Wer immer nur nach dem Billigsten schaut, das Wasser aus Grönland, die Äpfel aus Südafrika etc. kauft und nicht regionale Produkte, der sorgt mit für ein sich änderndes Klima. Es sind nicht nur die großen Gründe, die für die Fluchtbewegung von Millionen sorgen – wir haben alle daran Anteil.

Meines Erachtens muss eine ehrliche Analyse, ohne Denkverbote und Maulkörbe stattfinden. Sie wird auch für uns selbst unangenehme Dinge zu Tage bringen, sie wird Lösungswege aufzeigen, die allen weh tun. Wer aber behauptet, dass die Flüchtlinge an allem schuld sind und, wenn es sie nicht gäbe dann wäre alles gut, der bewegt sich auf dem Niveau, das 1933 begann und in der Endkonsequenz zum Tod vieler Millionen Menschen in Europa führte.

Es wäre ein echter Lichtblick, wenn wir einen Gegenprozess zu den scheinbar einfachen Antworten in Gang setzten. Das gelingt aber nicht, wenn wir, wie im Mittelalter, die etablierten Parteien und ihre Vertreter oder aber die neuen, scheinbar unverbrauchten mit Denkzetteln bloßstellen. Wenn sich letztere nicht einer bewusst aggressiv-ideologisierten Sprache bedienten, wäre ein Gespräch viel leichter möglich und ein Ringen um die besten Antworten denkbar. Wer aber einem anderen permanent die Unfähigkeit vorwirft (und das gilt für alle Parteien im Wahlkampf), der darf sich nicht wundern, dass gemeinsame Lösungen so schwer möglich sind und über kurz oder lang nach starken Männern oder Frauen gerufen wird, die dann wirklich Denkverbote durchsetzen und Maulkörbe erzwingen. Gegenseitige Beschämung hat langfristig weder den Kindern geholfen, noch hilft sie uns Wählern heute – nirgends auf der Welt.

Den Denkzettel, von dem oben die Rede ist, bekämen letztendlich wir alle, nicht einzelne Parteien oder Mitglieder. Joseph Marie de Maistre hat am 15.08.1811 einen Brief geschrieben und in ihm den Satz „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“

Ich möchte eine Regierung, die gemeinsam nach Lösungen für alle sucht, die Probleme gemeinsam zum Wohl von In- und Ausländern angeht, die miteinander und nicht gegeneinander agiert, die christliche Nächstenliebe nicht nur behauptet sondern (vor)lebt, die sich den Problemen zuwendet und nicht damit beschäftigt ist, dem politischen Gegner die Unfähigkeit zu attestieren, um sie damit letztlich selbst zu beweisen.

Ich halte es deshalb für unbedingt notwendig zu prüfen, welche Partei hat Lösungen statt Parolen. Fertige Konzepte hat ohnehin keiner, dafür ist unsere Welt zu komplex. Wer es vorgibt, der entlarvt sich selbst als Scharlatan.

Vor allem aber, gehen wir zur Wahl und denken wir an Joseph Marie de Maistres Spruch. Hinterher kann dann keiner sagen, „ich hätte doch gewählt wenn ich gewusst hätte…“, wie viele Britten nach dem knappen Brexit-Votum oder Amerikaner nach der letzten Präsidentenwahl. Wir haben, im Gegensatz zu so vielen Ländern der Erde und im Gegensatz zur DDR-Zeit, eine echte Wahl, sorgen wir dafür, dass wir eine fähige Regierung bekommen. Die Bundesrepublik Deutschland hat es verdient und die schwierigen Fragen unserer Zeit benötigt sie.

Ein gesegnetes und angeregtes Wochenende wünsche ich Ihnen,

Ihr Superintendent Bálint

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