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29.04.2023
Ein Geschenk des Glaubens
„Na, dann behüt Dich Gott“, sage ich, beuge mich vom Fahrersitz hinüber und küsse sie viel zu flüchtig auf die Wange. „Du weißt, ich denke an Dich, und andere tun das auch.“ Sie klettert aus dem Auto, ergreift den kleinen Trolley und macht sich tapfer auf den Weg durch die Schranke ins Klinikgelände. Wir waren spät dran, meine Frau und ich, so blieb keine Zeit mehr, das Auto auf dem Besucherparkplatz zu stellen und sie noch bis zum Empfang zu begleiten. So muss ich nun schnell die Straße wieder freigeben und somit mich bereits auf den Weg nach Hause machen. Dabei atme ich tief durch, als könnte ich damit gleichzeitig meinem und auch ihrem schweren Herzen Luft verschaffen. Ja, sinne ich, trotz allem guten Willen - manche Wege müssen wir wirklich allein gehen. Und auch wenn sich dann andere unser annehmen mögen - ein Stück Sorge und Einsamkeit werden wir dennoch durchzustehen haben. So nun auch sie auf dem Weg zu ihrer Operation. Während ich den PKW durch die noch recht ruhigen engen Straßen der Stadt dirigiere, denke ich an den Abend zuvor. Ein Freund hatte uns besucht, und am Ende haben wir zusammen gebetet – füreinander und die bevorstehende Operation. Das hat gut getan.
Und ich erinnere mich, wie mich vor Jahren der Narkosearzt für den Transport in den OP-Saal vorbereitete, und mir die Worte des 23. Psalms in den Sinn kamen, den mir bereits meine Eltern als Kind beigebracht hatten: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln…“ Und „… ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich…“ Ich war ja gar nicht allein - so wie sie jetzt. Egal wie es ausgehen würde…
Ihr Pfarrer Andreas Möller aus Körner