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25.03.2023
Liebe Leserinnen und Leser,
das Ende der Fastenzeit nähert sich und der Sonntag vor Palmsonntag heißt Judika- richte.
Wir bitten Gott also, Recht zu sprechen.
„Schaffe mir Recht“ ist zwar der Beginn des Wochenpsalms, Psalm 43, und zu den Themen Recht und Gerechtigkeit wird landauf landab hitzig diskutiert, aber spannender finde ich die Aufforderung an Gott „Judika me“- richte oder bewerte mich! Denn Jesus spricht: „Ziehe zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge, bevor du den Splitter aus dem Auge des anderen ziehst.“ (Matthäus Kapitel 7, Vers 5). Und wie wollen wir auch der Welt Gerechtigkeit schaffen, wenn wir uns selbst nicht gerecht beurteilen können?
Ich finde für das, was mir nicht gelingt, meist richtig viele Rechtfertigungen. Die Umstände, fehlende Infos, Versehen, etwas kam dazwischen und und und. Das Leben ist richtig kompliziert in diesen Erklärungen. Und falls das nicht überzeugt, könnte ich sicher einige Zeugen herbeibringen. Menschen, die ohnehin meiner Meinung sind oder die ich gut genug mit meiner Sicht der Dinge gefüttert habe.
Richte mich, Gott! Ob er sich dabei von Ausreden beeindrucken lässt? Eher nicht.
Wer allwissend ist, lässt sich nicht hinters Licht führen.
Wie kann ich aber nun verhindern, dass ich mich selbst hinters Licht führe und den Balken im eigenen Auge als völlig normal hinnehme? Da hilft es immer, sich zumindest in eine Position hineinzuversetzen, die der eigenen Sichtweise widerspricht. Das deckt blinde Flecken auf.
Auch das Sammeln und Vergleichen nüchterner Daten kann helfen. Sind die Dinge wirklich so gut oder schlecht, wie ich sie sehe? Oder zeichnen die Zahlen ein anderes Bild?
Und als Drittes gab es bei den Konfirmanden und Konfirmandinnen eine gute Übung: „Was würde Jesus in dieser Situation tun?“. Da sähe meine Beurteilung zwar eher dürftig aus, aber das macht das Urteil ja nicht schlechter.
So sitz ich also da am Ende der Fastenzeit. Und nun?
Mein Fastenvorsatz war der Verzicht auf Onlinemedien, die ich viel zu oft konsumierte: irgendein Wissensvideo da, Unterhaltungsvideos dort, da ein Dutzend Artikel mit empörender Überschrift (Klick aufs Wütend-Emoji!!!!!11eins), dort ein Quatsch, den man angeblich richtigstellen muss.
Hab ich es geschafft? Nicht so ganz. Ich würde mir eine 4 geben, müsste ich das Fasten benoten.
Meine billige Rechtfertigung wäre, dass man heutzutage um die Nutzung von Onlinemedien kaum herum kommt. Und da hätte ich zum Teil ja sogar Recht. Jemand mit anderer Sichtweise würde hingegen sagen: Doch, man kann ohne Onlinemedien auskommen. Je nach Lebenssituation kann ich auch da zustimmen. Jesus würde sagen, ich solle die Websites schließen und zu Leuten gehen. Auf den Punkt gebracht.
Zumindest die Daten beruhigen mich aber etwas. Zwar habe ich einen gänzlichen Verzicht nicht durchgehalten, aber im Rückblick bin ich erstaunt, dass mein Surfverhalten sich tatsächlich unbewusst trotzdem änderte. Ich wähle besser als früher aus, was ich anklicke. Empörende Onlineartikel klicke ich weg und Kommentare spare ich mir.
Es ist kein wirklich gutes Ergebnis, aber überraschend besser als befürchtet. Jetzt gilt es, daran weiterzubauen.
Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie gefastet? Wie ist es gelaufen? Wie würde Gott Ihren Weg gerade bewerten?
Teilen Sie anderen mit, was Ihnen beim Fasten half.
Und falls etwas nicht so gut lief- Kopf hoch und neu beginnen!
Ostern ist schließlich die Zeit der Auferstehung.
Ein gutes Ende der Fastenzeit wünscht Ihnen
Thomas Endter, Gemeindepädagoge Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen