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04.02.2023
Unsere Worte haben Gewicht. Selbst dann, wenn sie nur so dahingesagt sind. Worte bringen zum Lachen, zeigen Lösungen, trösten, machen Mut oder verbreiten Ängste. Unbedachte Worte können sehr verletzen. Oft müssen wir dann ganz schön „zurückrudern“ und uns entschuldigen. Der wenig bedachte Satz eines einzigen Menschen kann eine Kriegsgefahr heraufbeschwören. Dann wird „verbal aufgerüstet“. Anschließend hat die Diplomatie ganz schön zu Rudern, um die die weltpolitischen Wogen wieder zu glätten. Wir erleben gerade, dass unsere Worte Gewicht haben: im Guten wie im Bösen, im Kleinen wie im Großen. In der Bibel gibt es die Geschichte eines Nomaden, der mit seiner Familie und seinen Viehherden durch die Steppe zieht. Er hat oft mit seinem GOTT gesprochen. Aber einmal macht GOTT ihm deutlich: „Dein Wort, dein Gebet ist mir wichtig!“ Dieser Mann ist Abraham. Sein GOTT war auf dem Weg in zwei Städte, in der viel Ungerechtigkeit und Bosheit herrschten. So viel, dass der HERR beschloss, sie zu vernichten.
Dann lesen wir einen kurzen, wichtigen Satz: „Aber der HERR blieb vor Abraham stehen…“ (1.Mo. 18,22) Das bedeutet: GOTT wartet auf Abrahams Einwände, auf seine Gebete.
Es bedeutet auch: Der HERR wartet auf unsere Gebete. Sie haben bei IHM Gewicht. Es ist zum Staunen unerhört, dass GOTT auf unsere Gebete hören will. Es lohnt sich, nachzulesen, wie Abraham GOTT, dem HERRN über alle Welt, in den Ohren liegt. Er handelt und feilscht mit IHM für die Städte Sodom und Gomorrha. Er gibt sie nicht auf. Als vor fast einem Jahr der Krieg zwischen Russland und der Ukraine begann, gab es landauf landab Friedensgebete. Das hat nachgelassen. Wir erschrecken zwar vor den Nachrichten. Aber haben wir uns vielleicht an diesen Zustand gewöhnt? Unser Land ist gespalten, was die Maßnahmen unserer Politiker angeht. Ich weiß auch nicht, was richtig ist – bis auf die Macht, die wir haben durch unsere Gebete. Eine Frau hat seit Kriegsbeginn jeden Abend auf ihrem Balkon Trompete geblasen und Gott in den Ohren gelegen mit dem Lied: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten.“ Lassen Sie uns bei jeder schlechten Nachricht um Frieden und Gerechtigkeit beten. Um Weisheit für die Politiker auf beiden Seiten. Um Trost für die Frauen und Mütter, die um die gefallen Soldaten trauern und um die vielen anderen Opfer dieses Krieges. Und wenn uns die Worte fehlen, dann finden wir in dem Lied von Martin Luther ein Gebet mit Gewicht: „Verleih uns Frieden gnädiglich, / Herr Gott, zu unsern Zeiten. / Es ist doch ja kein andrer nicht, / der für uns könnte streiten, / denn du, unser Gott, alleine.“ Amen.
Reinhard Süpke, Pfarrer für besondere Aufgaben im Kirchenkreis Bad Frankenhausen – Sondershausen und in der Novalis Diakonie.