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23.11.2024
„Hörst du Geliebte ich hebe die Hände – hörst du es rauscht …
Welche Gebärde der Einsamen fände, sich nicht von vielen Dingen belauscht?
Hörst du Geliebte, ich schließe die Lider, und auch das ist Geräusch bis zu dir.
Hörst du Geliebte, ich hebe sie wieder …. aber warum bist du nicht hier?“ RMR
Sie fehlt mir, meine Mutter. Seltsam, es ist schon so lange her, das sie von uns gegangen ist. Heilt die Zeit nicht die Wunden? Sie tut es nicht, es bleiben Narben. Man lernt damit zu leben und wünschte doch das es einmal alles wieder gut ist. Sicher, es ist der Lauf der Welt, Leben und Sterben gehört dazu. Andere haben es viel schwerer, ohne Partner weiterleben, das Kind verloren. Trauer ist in uns. Traurig sein heißt nicht so gut atmen zu können, heißt einen Schmerz haben im Herzen. „...Schwindet Hoffen, Hassen, Liebe und ist nichts in Sicht geblieben, als der letzte dunkle Punk.“ dichtet T. Fontane.
Wir gedenken in diesen Tagen der Menschen die aus unserer Welt gegangen sind. Kerzen leuchten auf den Friedhöfen, Grün deckt die Gräber. Christen versammeln sich zum Ewigkeitssonntag in den Kirchen. Noch einmal wird der Name genannt, wird gebetet, gesungen und erfahren wie endlich unser Leben ist.
„Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“ schrieb ein Mensch vor langer Zeit in den Psalm.
Das sind nicht Ihre, unsere Worte. Wie klingen unsere Worte?
Vielleicht: „Gott, ich kann nicht mehr!“ „Ich bin allein!“
„Gott, mach doch was!“
„Hilf mir, dass ich wieder ein Licht am Ende des Tunnels sehen kann!“
„...wir werden sein wie die Träumenden.“
Träume sind erlaubt, Träume von einer Welt in der dieser dunkle Punkt nicht schmerzt, Träume voller Lachens, Lebens miteinander.
Für manche, manchen fühlt es sich vielleicht eher an wie in einem Gedankenkarussell, dass sich ständig dreht. Gefangen im Verlust, im Nebel der Trauer, ohne Orientierung und doch mit der Frage „Warum“. Vom Schicksal geschlagen.
Schicksalsschläge sind wie Bücher die wir zwar haben aber nicht lesen können. Es braucht Zeit um ihre Zeilen zu verstehen. Bis dahin müssen sie unbefragt stehen bleiben.
„Und Gott wird abwischen alle Tränen und Schmerz und Tod wird nicht mehr sein“ schreibt Johannes in der Offenbarung.
Traumhaft solche Worte, auch glaubhaft? Wird das doch erst sein in der letzten Tagen, am Ende unserer Geschichte. Jetzt aber suche ich Trost.
Welche Träume haben Sie, ganz unabhängig vom Alter und den Möglichkeiten des Alltags? Manche wünschen sich endlich weinen zu können, die Narben haben alles verhärtet, mache träumen davon endlich aufhören zu können mit dem Traurig Sein und das ihre Lippen wieder voller Lachens sind. Oder einfach, das es nicht mehr so weh tut?
Träumen sie auch von einer Zeit ohne Tränen, ohne Verluste und Leid? Von einer Zeit in der wir wieder zusammen sind mit den Menschen die wir lieben.
„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten, sie gehen hin und weinen und tragen ihren Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben“ schreibt das Wort Gottes aus alter Zeit.
Wachsen und Werden ist unsere Aufgabe in diesem Leben, Gottes Wort will uns dabei begleiten und die Hoffnung in uns stärken damit wir lächeln mitten im Leben, im Licht der Kerzen die wir für unsere Lieben anzünden können als Zeichen unserer Nähe zu ihnen.
Pfarrer Friedrich Wegner, Kirchenkreisstelle