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24.08.2024
Gedanken zum Sonntag
Menschen brauchen Abenteuer. Echte Abenteuer. Mit realen Hindernissen oder Risiken, die ihre Kraft, ihre Fähigkeiten und ihre Entschlossenheit fordern. Man spürt sich dann wieder und hat einen Knoten gelöst oder immerhin einen eigenen Weg gefunden.
Einige Abenteuer konnten wir in Kinderfreizeiten in den Ferien erleben, bei Nächten im selbstgebauten Zelt, unter freiem Himmel oder in einer unserer Kirchen. Und bei einer Freizeit gab es die Aufgabe, einen dunklen Tunnel zu durchqueren. Also einen echten- keinen selbstgebauten aus der Sozialpädagogen-Methodenkiste. Einen ganz realen stockdunklen aus kaltem Stein, mit Wasser und massenhaft Krabbeltieren. Einen, den man nicht wegräumen kann, wenn was passiert.
Alle Kinder fällten respektable Entscheidungen. Manchen war es zu mulmig oder zu eklig. Es waren wirklich hunderte Spinnen und wer Platzangst hat, sollte auch kein unnötiges Risiko eingehen. Sie gingen daher mit einer Betreuerin oberirdisch weiter und suchten im eigenen Abenteuer unter brütender Hitze den Tunnelausgang, um uns dort in Empfang zu nehmen. Andere wagten sich ins Dunkel. Interessant war nun ein Kind, das inmitten des Tunnels doch von Angst gepackt wurde. Wir schauten zurück zum Eingang, aber der Rest der Gruppe war bereits weitergezogen und der Wald lag menschenleer vor uns. Es nützte nichts- das Kind musste mit durch den Tunnel.
Es biss die Zähne zusammen, ging ruhig an zweiter Stelle und leuchtete mit seiner Taschenlampe extra genau den Tunnel aus, um wirklich alle Spinnennetze im Gang rechtzeitig zu entdecken, damit der erste in der Reihe sie mit einem Stock entfernen konnte. Einen halben Kilometer ging es so durch die Finsternis.
Alle waren mutig, fällten Entscheidungen und erlebten ihr Abenteuer über oder unter der Erde. Der Grund, weshalb ich das eine Kind so besonders erwähne ist der: manchmal scheint einen eine Aufgabe zu überwältigen. Man kann sich dann eine Alternative suchen und darin gut werden. Aber es kommt vor, dass es keine Alternative gibt. Und das kann dann der Moment sein, in dem man über sich hinaus wächst und Fähigkeiten an sich aktiviert, die man nicht geahnt hätte und die allen nützen.
Ich wünsche Ihnen hin und wieder genau solche Abenteuer, bei denen Sie sich durch einen dunklen Tunnel im Leben durchbeißen müssen und dabei entdecken, wie viel mehr eigentlich in Ihnen steckt. Und natürlich wünsche ich Ihnen auch die richtigen Begleiter dafür. Einen haben Sie immer von ganz oben mit dabei. Vergessen Sies nicht!
Ihr Thomas Endter
Kirchenkreis Bad Frankenhausen - Sondershausen