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05.10.2023
Die Psalmen sind in der Bibel das Buch mit den meisten Versen und mit den meisten Kapiteln. Psalm 119 ist das Kapitel mit den meisten Versen, kein anderes Kapitel der Bibel hat mehr als 176 Verse, die meisten deutlich weniger (Psalm 117 hat nur zwei Verse). 176 Verse, das sind je acht Verse in 22 Abschnitten, ein Abschnitt für jeden Buchstaben des hebräischen Alphabets.
Im Jahr 1602 veröffentlichte der Leipziger Theologe Cornelius Becker seine Nachdichtung aller 150 Psalmen, damit sie als deutschsprachige Kirchenlieder gesungen werden, darunter auch Psalm 119 mit 22 mal vier, also insgesamt 88 Strophen. Tatsächlich häufiger gesungen wurde Beckers Nachdichtung des Psalms 119 allerdings erst ungefähr 300 Jahre später, als gegen 1900 eine stark gekürzte Textfassung mit einer Melodie von Heinrich Schütz in Gesangbücher hineingekommen ist. Durch diese Melodie und den vierstimmigen Chorsatz von Heinrich Schütz ist dieses Lied „Wohl denen, die da wandeln“ eines der Lieder, die ich besonders gerne mag.
„Wohl denen“ – da werden die als glücklich gepriesen, die Gott suchen und auf seinen Wegen unterwegs sind. Es ist also nicht einfach bloß eine moralische Aufforderung oder ein „Wehe“ denen, die Gottes Gebote nicht halten. Daher enthält das Lied auch den Dank für die gegebene Orientierung und die Bitte darum, den richtigen Weg gehen zu können, weil Gott leitet. Und zum Schluss: Gottes Wort und Wahrheit ist ewig.
Sein Leben immer und ausschließlich in Hinwendung zu Gott und auf Solidarität mit den Mitmenschen auszurichten, wird kaum völlig gelingen können, denke ich. (Schon ein Teilerfolg ist wünschenswert.) Zu Gottes Wort gehört die frohe Botschaft von Jesus Christus, und so möchte ich die im Lied besungene Glückseligkeit auch verstehen: „Wohl denen“, die zwar nicht in Vollkommenheit, aber doch trotz ihrer Unzulänglichkeiten im Vertrauen auf Vergebung leben.
Rüdiger Löwer, Kantor in der Region Helbe-Notter