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24.06.2023

Wort zum Wochenende

Alles hinterlässt Spuren

Polizei, Rettungswagen und Feuerwehr fahren hinter mir mit Martinshorn und Blaulicht auf den Gehweg und stoppen vor einem Haus. Die Rettungskräfte eilen heraus, sammeln sich und bewegen sich auf einen Eingang zu.

Und mit kommt plötzlich in den Sinn, wie in einem früheren Job ein junger Erwachsener ab und zu bei mir im Jugendhaus saß, mit mir quatschte und ab und zu von seinem Ehrenamt bei der Feuerwehr erzählte.

„Wohnungsöffnung wird’s wohl hier gerade sein.“ Denke ich mir und gehe nochmal in Gedanken durch, was dazu damals so im Büro der Jugendarbeiter besprochen wurde. Welche Erlebnisse die Menschen dabei hatten. Was auch meine Freunde erzählten, deren Eltern bei der Feuerwehr sind.

Wir tendieren ja manchmal dazu, sorgenvoll zu meinen, es müsse alles, was man tut, lehrreich sein und Fertigkeiten vermitteln (und das ist sicher richtig, wenn es z.B. um Übungen für Rettungsdienste geht). Aber den kleinen Einblick in Rettungsdienste bekam ich nicht in Seminaren vermittelt. Junge Menschen in einem offenen Jugendclub haben es mir erzählt.

Ebenso wie die jungen Busfahrer, die sich da ab und zu nach Dienstschluss trafen, weil sie den Jugendclub aus Kindheitstagen kannten, und die dann munter vom Arbeitsalltag im ÖPNV erzählten.

Selbst meine Taufentscheidung als  Erwachsener entstand nicht aus einer Bildungsveranstaltung heraus. Eine Studienkollegin legte mir eines Tages einfach nur ein Neues Testament hin und sagte: „Wenn du es irgendwann mal brauchst, kannst du ja drin lesen.“ Das war alles dazu. Und ich habe es auch irgendwann gelesen  und auch irgendwann mal gebraucht und irgendwann kam die Taufe. Jetzt sitz ich hier und schreibe für die Kirche. Das war ein Prozess, der sich über Jahre hinzog.

Im neuen Testament scheint immer wieder durch, dass wir, obwohl wir uns natürlich selbst anstrengen müssen, die Gesellschaft zu verbessern, die Gesamtheit der Welt eben nicht in unserer Hand haben. Gott weiß schon, was kommt und legt uns Möglichkeiten hin. Und ob wir uns sorgen und mühen- manchmal geben vermeintlich kleine Zufälle einen wesentlich stärkeren Impuls als tausend Stunden Lehrinhalt und Stuhlkreis. Das soll Ihren Arbeitseifer nicht schmälern, sondern den Blick für die Bedeutsamkeit und Größe auch der kleinen Dinge öffnen.

Bei mir hat mich die Rettungsdienstsituation an die Worte eines jungen Menschen erinnert und seine Spuren in meinem Erfahrungsschatz. Reden Sie über ihren Erfahrungsschatz. Bleiben Sie locker und offen. Sie wissen ja jetzt noch nicht, wer sich vielleicht in fünf Jahren an ein kleines Gespräch mit Ihnen erinnert und denkt: „Ach, da habe ich etwas gelernt.“

Mit besten Grüßen und Wünschen

Ihr Thomas Endter

Gemeindepädagoge Bad Frankenhausen - Sondershausen

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